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Allgemein, finanzielle Freiheit

Die 4% Regel und warum ich lieber mit 2,5 % rechne

Wenn man sich zur finanziellen Freiheit schlau macht und überlegt, wann man genug Kapital hat, um von diesem zu leben, stösst man immer auf die 4% Regel. Du hast genug Kapital, wenn Deine Ausgaben 4% Deines Kapitals entsprechen. Hast Du also 500.000 € investiert, kannst Du von 1.666 € im Monat leben. Liegen Deine Ausgaben bei 2.000,- € brauchst Du nach dieser Rechnung 600.000 € Kapital. Ich habe lange gerechnet und diese Angaben dann mit meinen realen Kapitaleinkünften abgeglichen. Dabei bin ich dazu gekommen, lieber mit 2,5% zu rechnen.

Warum?

Ein Großteil meiner Investments ist in vermieteten Immobilien angelegt. Den Wert dieser Immobilien berechne ich aktuell mit den Preisen, die ich beim Verkauf bekommen würde. Die Mieten sind aber längst nicht so mitgestiegen, wie die Verkaufspreise gestiegen sind. Wenn ich mit den aktuellen Werten rechne, komme ich auf knappe 3% Rendite durch die Mieteinnahmen. Zusätzlich besitze ich Altbau-Immobilien. Vor zwei Jahren musste das Dach neu gemacht werden, es brauchte eine Sonderumlage. Im Nu war meine Rendite in dem Jahr im Keller, einfach weil ich drei Monatsmieten für das Dach aufbringen musste. Da kommt natürlich nicht in jedem Jahr vor, aber ein Abschlag von etwa 0,4% erscheint mir hier realistisch.

Mein Aktiendepot (Einzelwerte und ETFs) weißt aktuell für dieses Jahr einen Gewinn von etwa 1,4 % aus. Dabei sind die ETFs röter als die Einzelaktien. Nun habe ich insgesamt nur etwa 10% meines Vermögens in Aktion investiert. Und das auch erst seit einigen Jahren. Ich freue mich, wenn ich irgendwann andere Zahlen erreiche, aber ich orientiere mich lieber am aktuellen IST. Und bin da aus meiner Sicht noch optimistisch, wenn ich langfristig von 2,5 % ausgehe. Sicherlich kann man mich jetzt kritisieren, dass ich mein Geld in die falschen Aktien und falschen ETFs anlege. Da ich mein Vermögen aber nicht einer Finanzverwaltung geben mag, kann ich die Entscheidungen, was ich kaufe, immer nur nach meinem Wissensstand treffen. Natürlich würde ich gerne mehr rausholen, die Realität sieht aber gerade so aus, wie sie aus sieht. Ich will meine finanzielle Zukunft nicht auf Luftschlösser bauen.

Etwa 5% meines Vermögens habe ich in nachrangige Darlehen meist von erneuerbaren Energieanlagen angelegt. Wenn alles gut geht und keiner pleite geht, dann komme ich hier auf eine Durchschnittsrendite von etwa 5%. Das ist schön! Man könnte sogar fragen, warum ich hier nicht mehr Geld angelegt habe. Nun, der Unterschied liegt im Risiko. Zwar gehen Blockheizkraftwerke oder Windenergieanlagen selten pleite. Aber wenn sie es tun, bekomme ich eine Mitteilung, dass das Geld weg ist. Das war’s. Bei Aktien fallen Werte, ich kann zwischendurch verkaufen, wenn mir das Risiko zu hoch wird. Diese Form des Ausstiegs habe ich bei nachrangigen Darlehen eben leider nicht. Nun bin ich über Bettervest und Green City in viele verschiedene kleinere Darlehensbeträge diversifiziert. Von daher ist das Risiko insofern überschaubar, als das wahrscheinlich nicht alle Anlagen auf einmal pleite gehen werden.

Insgesamt beläuft sich mein Vermögen, wenn ich selbstgenutzte Immobilien abziehe, auf etwa 950.000 €. Das macht knapp 2.000,- € im Monat, die dabei rauskommen. Das deckt gut unsere fixen Kosten und ein bisschen darüberhinaus. Größere Reisen bedeuten notwendiges Arbeitseinkommen. Oder das Kapital anzugreifen. Bisher arbeite ich immer noch hier und da, um diese zusätzlichen Ausgaben abzudecken. Sollte ich es irgendwann schaffen, die 4% Regel zu erreichen, wäre das nicht mehr nötig. Aber das mache ich erst, wenn meine Excel-Tabelle diese Zahlen auch nachweist. Im übrigen bin ich mir auch bewusst, was das für andere Menschen heißt. Ich werde meinen Mietern die Miete erhöhen müssen. Wie strikt ich da vorgehen möchte, ist immer auch eine moralische Frage. Ich möchte mich bei allen Mieterhöhungen immer noch halbwegs gut fühlen können. Das bringt dann eben gerade auch erstmal die 2,5 % mit.

Zukunftsrechnung

Wer an der finanziellen Freiheit arbeitet, der oder die erstellt viele Tabellen. Ich auch. Ermöglichen sie doch, dass man die eigene finanzielle Zukunft planen kann. Und damit Sicherheit erlangt. Darf ich mich heute in die Sonne legen oder werde ich das mit 92 bereuen, weil dann kein Geld mehr da ist und noch weniger Energie, um es jetzt noch zu verdienen? Ohne vermeintliche Gewissheit werde ich die Zeit heute in der Sonne nicht geniessen. Vermeintlich deshalb, weil ich natürlich weiß, dass man im Leben nicht alles planen kann. Ich weiß schließlich auch nicht, ob ich überhaupt 92 werde. Aber ich bin froh, dass meine Zukunftsrechnung mit 2,5% bis 100 funktioniert. Wenn dann auch jede Immobilie verkauft wäre. Entwickelt sich die Wirtschaft so schön, dass ich doch irgendwann an die 4% komme, dann mache ich mir über Luxusausgaben Gedanken….

 

Über Monika - die Frau mit dem Geld

Das Thema Geld interessiert mich, weil ich mit 45 finanziell frei war. Durch ein bisschen zufällige und im Nachhinein geschickte Geldanlagen kann ich von meiner Rendite leben. Meine Geschichte habe ich als Monika Reich im Buch "Finanziell frei" aufgeschrieben. Über weitere Entwicklungen blogge ich hier und tausche mich gerne mit den anderen Frauen (und Männern) aus.

Diskussionen

9 Gedanken zu “Die 4% Regel und warum ich lieber mit 2,5 % rechne

  1. Hallo Monika,

    gefällt mir gut und ich bin ganz Deiner Ansicht, dass die 4% nicht zu Deinem Anlageverhalten passen. Besser gesagt, nicht zu der Rendite, die Du auf Dein gesamtes Vermögen erzielst. Die würde mich übrigens interessieren, auch wenn Du sie auf einzelne Teile angibst.
    Besonders interessant ist auch die Veränderung der Rendite, weil ich bei Dir darauf tippen würde, dass sie am Anfang aufgrund der Kreditfinanzierung der Immobilie höher war und sich eben langsam an die Mietrendite anpasst. Mit steigenden Immobilienpreisen nimmt dann das Vermögen zusätzlich zu und die Rendite ab, weil die Mieten langsamer mitsteigen, wie Du ebenfalls schreibst. Aber die Rendite ließe sich mit anderen Strategien auch wieder steigern…

    Ich bin der Ansicht, dass es da einen Zusammenhang gibt und bei einer Rendite von Aktien sogar 6% ohne Verzehr ausreichen können. Aber die Entnahme muss komplizierter sein und, Du sprichst das Risiko an, es sind nerven notwendig. Ich habe bestimmt 10 Jahre gebraucht, die Schwankungen zu ertragen, die sich bei einer Aktienquote von mindestens 70% ergeben… 😉

    Hier übrigens meine Rechnung…
    https://reichplanung.wordpress.com/2016/09/11/passives-einkommen-ist-unwichtig-auf-das-vermoegen-kommt-es-an/

    Grüße, Alex

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    Verfasst von reichplanung | 7. Oktober 2016, 11:34
  2. Ich bin das genaue Gegenteil: Da ich aktuell nicht davon ausgehe, dass ich mit meinen Zukunftsplänen jemals Millionärin werde, rechne ich aktuell mit dem Verzehr meines Vermögens. Wobei man selbst dann noch sehr viel Vermögen benötigt, um ohne staatliche Unterstützung 20-30 Jahre sein Rentnerdasein zu gestalten.

    Egal, ob nun 2,5 oder 3%-Entnahme: Mit 960.000 kommst du 40 Jahre aus, wenn die Rendite zumindest die Inflation schlägt.

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    Verfasst von Ex-Studentin | 7. Oktober 2016, 15:26
  3. Hallo Monika,
    Guter Beitrag und ein wichtiger Aspekt der finanziellen Freiheit.
    Eine 4% Regel oder einen 2.5% Regel sind aber glaube ich nicht zielführend. Richtig ist, dass das derzeit vorherrschende Niedrigzinsumfeld wohl historisch gültige Renditeerwartungen deutlich über den Haufen gehauen hat. Die Rendite der Investments wird sehr stark vom Risikoprofil abhängen und daher nicht einer „one size fits all“-Regel gerecht werden. Zudem kann ich nicht klar rauslesen, ob Du mit Kapitalverzehr planst oder ohne. Wenn mit, dann wäre natürlich auch Alter/Lebenserwartung mit einzubeziehen.
    Viele Grüße,
    FF

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    Verfasst von finanziellefreiheit | 7. Oktober 2016, 22:12
  4. Danke für deine Offenheit bezüglich deines Vermögenswertes 🙂

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    Verfasst von Marie | 8. Oktober 2016, 8:09
  5. Ich bin auch kein Freund der 4%-Regel, da ich es bisher nicht erlebt habe, konstante Erträge zu erzielen. Wenn Du z.B. in Aktien investiert bist und Du läufst durch eine Krise wie in 2008/09, dann wirst Du höchstwahrscheinlich sogar sehr viele Buchverluste hinnehmen müssen, die später, wenn Du nicht panisch verkaufst, dann wieder durch zukünftige Steigerungen ausgleichen musst. Die Regel besagt ja, dass Du 4% deines Vermögens angreifst. Das kann durch Dividenden/Verkäufe von Assets erfolgen. Und genau da wird es unberechendbar. Bei Immobilien ist es nicht anders. wenn man Glück hat, steigt der Wert der Immobilie an. Wie Du aber richtig schreibst, wirst Du Mieten nicht ins Unendliche erhöhen können und je älter die Immobilie, desto öfters gibt es Reparaturen/Renovierungen, die den Ertrag schmälern. Wenn Du Pech hast, hast Du die falsche Lage und dadurch dann Wertverluste und wahrscheinlich auch Verluste bei der Miete.

    Trotzdem würde ich mit keiner Prozentregel arbeiten. Ich für mich habe mir überlegt, dass ein wichtiger Faktor der Auszahlungsbetrag ist, den mir die Assets erwirtschaften. Das heißt, was wird an Dividende/Ausschüttung ausgezahlt. Das kann ich später verbrauchen, ohne die Assets selber anzugreifen. Immobilien z.B. habe ich nur über REITs, weil ich mich persönlich nicht mit den ganzen Fragen rumschlagen möchte. Das wäre heute sicher problemlos möglich, aber falls ich 80 oder älter werden sollte, möchte ich das möglichst vermeiden.

    Ich denke, eine intelligente Finanzplanung ist, sich auszurechnen, wie viel man im Monat später als passives Einkommen mit was auch immer benötigt und dann die Sache konsequent mit den Anlageformen anzugehen, die zu einem am besten passen. Es gibt sowieso nicht den Kardinalsweg, aber selbst wenn ich nur mittelmässig investiere, habe ich, je länger ich das mache, ein immer größeres Polster und dadurch mehr Möglichkeiten.

    Andererseits: 92 nach heutigem Lebensstandard ist nicht mehr das Alter, wo man irgend etwas aktiv macht. Ein Pflegeheim z.B. ist so teuer, dass man das selbst mit fleißigem Sparen kaum finanzieren kann. Jemand, der normal verdient, ist fast chancenlos. Von daher muß ich realistisch sagen: wenn ich zu alt werden sollte und lange in einem Pflegeheim wohnen muß, wird mir zwangsläufig das Geld ausgehen. Je nachdem, werde ich dann meine Mittellosigkeit vielleicht gar nicht mehr mitbekommen, was sicher ganz gut ist. Solche Zielsetzungen, die unrealistisch sind, sollte man gar nicht machen.

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    Verfasst von Oliver | 10. Oktober 2016, 10:07
  6. Dieser Beitrag lässt mich über die Schwelle nachdenken, ab der die Leute in die finanzielle Freiheit gehen und den Job kündigen. Ich habe jetzt schon mehrfach gelesen, dass die Leute bei diesen 4% kündigen und das passt. Mir wäre unwohl dabei. Ich würde lieber erst bei 5% oder 6% gehen. Dann lebe ich von den 4% und kann jedes Jahr die anderen 2% investieren. So steigt das Vermögen durch den Zinseszins obwohl man nicht mehr arbeiten.

    Beispiel: Ich benötige 2000€ pro Monat zum leben. Allerdings werde ich arbeiten, bis ich 4000€ passiv bekomme. Dann kann ich von 2000€ leben und die anderen investieren…jeden Monat. Und irgendwann sind es dann 5000. Und ich mache mir nie Sorgen, dass ich eventuell zu knapp kalkuliert habe

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    Verfasst von Alexander | 5. August 2017, 19:03
    • Hallo Alexander,

      ja, faktisch mache ich das ja auch, indem ich eben nicht von 4% durchschnittlichem Ertrag ausgehe sondern eben eher nur 2,5%. In den letzten 5 Jahren lag ich immer höher, manchmal deutlich, manchmal nur ein bisschen. Viel wichtig hat sich meine Erfahrung bemerkbar gemacht, dass auch immer noch aktives Geld reinkommt, mit dem ich nach meiner Kündigung so nicht gerechnet hatte. Dazu habe ich gerade einen Beitrag eröffnet, der Dir helfen soll, mit Deinen Sorgen gelassen umzugehen. https://klunkerchen.wordpress.com/2017/08/03/wieviel-passives-einkommen-braucht-man-wirklich/ Wobei ich diese Sorgen nur allzugut kenne. Viele Grüße Monika

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      Verfasst von Monika - die Frau mit dem Geld | 5. August 2017, 19:12
  7. Ja, der Gedanke kann ganz beruhigend sein. Obwohl ich dann weiter denke, wie man als ehemaliger Angestellter in der hochtechnologischen Sparte „SAP Manager“ nach Jahren der Freiheit wieder zurück ins Arbeitsleben findet. Vor dem Aspekt, dass man noch nie Selbstständig war und sie die Technologie rasend schnell entwickelt und man dann nicht mehr up to date ist. Aber im Zweifel geht man dann halt einen Monat an der Tankstelle oder bei Burger-Laden schoppen. Hat als Teenager auch gut geklappt.

    Des weiteren trägt mich gerade viel der Gedanke in Teilzeit zu gehen. Ich bin gerade sehr wenig motiviert auf Arbeit. Ende des Jahres werden mein passives Einkommen (Immobilien) 20% meines normalen Einkommens ausmachen. Ich könnte also auf 4 Tage reduzieren und hätte das selbe Geld. Allerdings komme ich dann etwas langsamer voran in meinem Ziel der finanziellen Freiheit und habe Angst, dass dieser eine freie Tag nix bringt. Also man sich mehr doof vorkommt, man nix zu tun hat und man den Tag verschwendet sieht. Ich glaube, hier hilft es auch, wenn man es versucht und seine Erfahrungen damit macht. Vielleicht werde ich auf 20% gehen und es testen. Wenns mir nicht gefällt, kann ich sicher auf 100% zurück. Vielleicht kann ich das sogar flexibel machen, ohne das fest in den Vertrag zu schreiben.

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    Verfasst von Alexander | 5. August 2017, 19:23
    • Hallo Alexander, wenn ich Deinen ersten Teil lese, denke ich, dass es erstmal viele Gedanken braucht, was Du mit der Zeit dann machst, wenn Du nicht mehr arbeitest. Und dann zu schauen, ob mit was auch immer Du dann vor hast, sich auch ein bisschen Geld verdienen lässt…
      Dabei ist die 4 Tage Woche vielleicht schon eine schöne Übung. Was machst Du mit dem freien Tag?
      Ich habe in meinem ganzen angestellten Berufsleben maximal 4 Tage die Woche gearbeitet, nebenbei habe ich Bücher geschrieben und Seminare gehalten. Die sich aus einem Hobby ergeben haben, also mit meinem Beruf nix zu tun hatten.
      Viele Grüße Monika

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      Verfasst von Monika - die Frau mit dem Geld | 7. August 2017, 10:43

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